14. September, 2021

ITALIEN - SEHNSUCHT UND INSPIRATION
10 Dinge, die in Italien einfach besser sind - Dolce far Niente und Co.

Dolce Far Niente, Sommer, Sonne, das glitzernde Mittelmeer, Pasta und ganz viel Amore: Letzte Woche war ich mal wieder in Italien, genauer gesagt auf Elba, einer Insel vor der Küste der Toskana. Ich habe mich sofort in diese Insel verliebt, was ihr hier nachlesen könnt. Wie so oft habe ich michgefragt, was genau es an Italien ist, das mich so reizt und mich so sehr anzieht. Und warum die Italiener mir so viel glücklicher vorkommen als wir Deutschen, wo wir doch den vermeintlich höheren Lebensstandard, die besseren Karrieren und mehr Geld haben? Aber Glück hat nichts mit Geld zu tun, nichts mit der Karriere und nichts mit dem großen Haus. Echtes Glück kommt von innen und die Italiener wissen, worauf es ankommt. Hier sind 10 Dinge, die in Italien einfach besser sind als bei uns und die meiner Meinung nach ein paar der Gründe dafür sind, warum die Leute dort von innen heraus zu strahlen scheinen.

1. Sole

Wie soll man auch schlecht gelaunt sein, wenn mehr als 6 Monate im Jahr strahlender Sonnenschein herrscht? Schlechtes Wetter schlägt aufs Gemüt, das ist mittlerweile bekannt und je mehr schlechtes Wetter, desto mehr schlechte Laune. Italiener kennen dieses Problem nicht.

2. Mangiare

Auf den ersten Blick mag die italienische Ernährung ungesund wirken, voller Kohlehydrate und in Fett triefend. Der Großteil besteht jedoch aus Gemüse und Obst. Und zwar viel Obst und Gemüse und dazu noch frisch. Das ganze Jahr über. Essen wird nicht halbreif vom anderen Ende der Welt wochenlang über die Ozeane geschifft, bis es dann irgendwann in unseren Supermärkten landet, oft voller Pestizide und anderer gefährlicher Krankmacher, sondern kommt genauso vom Baum, wie es letztlich gegessen werden kann. Vollgereift, durch die vielen Stunden Sonne intensiv im Geschmack und sogar noch gesünder, weil sich die Vitamine der Sonne im Obst und Gemüse speichern. Essen wird nicht als Mittel zum Zweck angesehen, sondern zelebriert. Es wird niemals nur gegessen, um satt zu werden, sondern immer auch um zu genießen. Ein Besuch in der Trattoria oder Osteria dauert nicht selten mehrere Stunden, weil langsam gegessen wird, das Essen nicht bloß runtergewürgt wird. Die Küche ist der Mittelpunkt jeder Wohnung und jedes Hauses, man verbringt Stunden damit, es zuzubereiten und noch ein paar Stunden, um es angemessen zu genießen. Dass das gesund ist muss ich an dieser Stelle nicht erwähnen, und dazu noch so lecker. Gutes Essen macht glücklich. Da sind sich Glücksforscher einig. Und wenn ein Land gutes Essen hat, dann wohl Italien.

3. Aperitivo

Gibt es etwas Entspannenderes, als einen Aperitivo auf einer schönen italienischen Piazza einzunehmen? Die vorbeiflanierenden Leute beobachten, sich auszutauschen, seine Gedanken ziehen lassen zu können. Alles, während man sich mit Aperol Sprizz erfrischen kann, ein paar Leckereien genießt und vermutlich gerade der Sonne beim Untergehen zuschaut. Ich glaube nicht. Generell finde ich das Konzept, sich vorm Essen nochmal Zeit zu nehmen, sich wirklich auf das Essen vorzubereiten und innezuhalten so schön. Wie ich weiter unten nochmal erwähne: Italiener genießen, aber immer in Maßen. Es geht nicht darum, sich besinnungslos zu saufen, oder sich so vollzuessen, dass man kaum noch stehen kann. Nein, es geht darum, sich am Essen zu erfreuen, am Geschmack des Weines und am Duft der Pasta. Man muss nicht kugelrund gegessen sein, um die Mahlzeit genossen zu haben. Genauso beim Aperitivo: Man setzt sich zusammen, trifft sich mit Freunden und genießt es, einfach mal nichts zu tun. Einfach zu sein. Das ist etwas, was wir schon fast verlernt haben, obwohl es so wichtig ist.                                                                                                                                  Wie Astrid Lindgren gesagt hat: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“

4. Dolce far niente

Während man in Deutschland die Karriere, das Geld und den beruflichen Erfolg im Blick hat, von Termin zu Termin hetzt und oft nur einen Tag in der Woche hat, an dem man sich mal wirklich erholen kann, an dem man dann aber schon voller Grauen an den bevorstehenden Montag denken muss, lebt man in Italien entspannter. Man arbeitet, um zu leben und sucht sich keine Jobs aus, bei denen man den ganzen Tag in einen Bildschirm starrt, jeden Kontakt zur Außenwelt verloren hat und sich wie in einem Käfig vorkommt. Wenn man zu spät kommt, dann ist es halt so. Man hetzt sich nicht ab, versucht nicht, alles immer unter einen Hut zu kriegen und verbringt seine Tage lieber auf der Piazza, in einer Bar oder am Strand, als in einem klimatisierten Bürogebäude.

5. Essere fuori

Was ich gerade schon angerissen habe, möchte ich hier nochmal deutlicher machen: In Italien findet das Leben draußen statt. Die Wohnungen sind klein, und ob das eine oder das andere vorher da war, ist letztlich egal. Drinnen ist man nur, um zu schlafen und zu kochen. Alles andere wird draußen erledigt, während wir mehr als 90% unseres Lebens drinnen verbringen. Frische Luft macht glücklich, das weiß wahrscheinlich jeder, der mal längere Zeit draußen war. Auch, wenn wir nicht plötzlich alle unser ganzes Leben umkrempeln, können wir ein paar Gewohnheiten einführen. Draußen essen, spazieren gehen, Gartenarbeit, oder draußen lesen könnten unsere neuen Hobbies werden und zum Beispiel Netflix oder ins Kino gehen ablösen. Klar ist es angenehmer, bei 25°C und Sonne draußen zu sein, als beim deutschen Einheitswetter von 13°C und Nieselregen, aber auch das ist besser, als sich drinnen aufzuhalten, senkt nachhaltig Stress, setzt Glückshormone frei und tut einfach dem ganzen Körper, Geist und Seele weh.

6. La famiglia

Die Familie ist das allerhöchste für viele Italiener und nicht selten kommt die ganze Großfamilie so oft wie möglich, aber mindestens jeden Sonntag zusammen. Egal, wie alt man ist und egal, ob man selber schon Kinder hat: Sonntags geht’s zurück zu Mamma. Generell leben die einzelnen Familienmitglieder viel seltener wirklich weiter weg von daheim, bleiben oft auch bis 30 noch bei Mamma wohnen und vermitteln den Eindruck, miteinander verbrunden zu sein. Was ich hier glorifiziere hat natürlich auch mit den exorbitanten Mietpreisen zu tun, das Ergebnis finde ich jedoch so schön. Die Familie hilft sich gegenseitig in dem Land, in dem man sich auf den Staat eher weniger verlassen kann. Familie kann genauso auch enge Freunde beinhalten, Nachbarn oder Arbeitskollegen. Wichtig ist, dass man zusammenhält und füreinander da ist. Omas und Opas werden im Kreise der Familie alt, nicht abgeschieden alleine im Seniorenheim. Ich glaube, davon können wir uns alle eine Scheibe abschneiden. In Deutschland ist es normal, wenn man nur einmal im Jahr für ein paar Tage an Weihnachten heimkommt, es kaum erwarten kann, wieder wegzukommen und seine Familie eher als Belastung als sonst was ansieht. Kinder ziehen in der Regel zwischen 18 und 20 aus, wer mit Mitte 20 immer noch bei den Eltern wohnt wird komisch angesehen, Muttersöhnchen betitelt und gilt als unselbstständig. Wie schade das ist, wo man von dieser Wohngemeinschaft doch vor allem auch in älteren Jahren, gerade mit Mitte 20 so viel mitnehmen, so viel lernen kann. Ich wohne seit einem Jahr wieder bei meinen Eltern und ich bin unglaublich dankbar für diese Chance, nochmal so intensiv Zeit mit ihnen zu verbringen und nicht erst, wenn sie dann in 20 oder 30 Jahren gepflegt werden müssen.

7. Non serve molto

Alle Punkte bedingen sich eigentlich gegenseitig, genauso eben auch dieser Punkt mit der Tatsache, dass sich das Leben draußen abspielt. Deswegen braucht man auch keine großen Häuser, in denen sich Möbel und Zeug ansammeln, kein Krimskrams, kein unnötiger Ballast. Es ist gerade mal Platz für ein Bett, natürlich eine Küche und ein kleines Bad. Häufig gibt es sogar nur ein Zimmer, aber das reicht ja, denn 80% der Zeit ist man sowieso nicht daheim. Wir müssen jetzt nicht alle in mini Wohnungen ziehen und auch nicht radikal ausmisten, aber ein bewussterer Umgang mit Konsum und allem Materiellem ist schon mal kein schlechter Start. Besitz fesselt. Besitz ist Ballast. Auf Reisen wird einem erst wieder klar, wie wenig man tatsächlich braucht im Leben und wie glücklich es machen kann, wenig zu besitzen. Italiener haben das schon lange begriffen und geben ihr Geld lieber am Markt für gutes, gesundes, frisches Obst und Gemüse aus, anstatt eines weiteren Oberteils, das den Großteil seines kurzen Lebens im Schrank liegen wird. In Rio Nell Elba haben viele Wohnungen nicht mal eine Waschmaschine. Stattdessen versammeln sich die Bewohner im Lavatoi Pubblici, dem öffentlichen Waschhaus, und waschen gemeinsam ihre Wäsche. Geschickt verbinden sie so das Nützliche mit dem Angenehmen, wenn sie nebenbei noch einen kurzen Plausch mit ihren Wäsche-Nachbarn halten.

8. Spostare

Forscher haben herausgefunden, dass Völker, die überdurchschnittlich viele Hundertjährige in ihrer Mitte haben, alle eins gemeinsam haben: viel natürliche Bewegung. Langfristig gesehen sind nicht diejenigen, die ein paar Mal die Woche im Gym Gewichte stemmen oder sich auf den Stepper quälen, gesünder und fitter, sondern diejenigen, die in ihrem täglichen Leben, in ihrem Alltag viel Bewegung integriert haben. Also Menschen, die in einer bergigen Gegend wohnen, oder in einer Gegend, in der man alles fußläufig erreichen kann, oder die viel Fahrrad fahren usw. Menschen, die von Natur aus viel Bewegung haben, halten ihren Körper auf diese Weise ganz automatisch fitter und erhöhen somit ihre Chance, länger zu leben. Ganz nebenbei macht Bewegung glücklich. Wir alle kennen die Endorphine, die nach einem anstrengenden Lauf oder einer anstrengenden Fahrradtour durch uns strömen, oder haben zumindest schon von ihnen gehört. Wir alle könnten uns mehr bewegen, von heute auf morgen. Ohne hier auf die klassischen Tipps à la „Treppen steigen statt Aufzug fahren“ oder „öfter mal das Rad nehmen“ eingehen zu wollen: Bewegung ist einer der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit und meiner Meinung nach einer der Gründe, warum Italiener so viel Glück und Zufriedenheit ausstrahlen.

 

9. Il Solito

In unserem kleinen Dorf mit seinen 1000 Einwohnern gab es genau eine Bar. Und jeden Morgen, wenn wir unseren Caffè getrunken haben, saßen exakt dieselben Leute neben uns und haben exakt dasselbe gegessen und getrunken wie am Tag zuvor. „Il solito?“ fragt der barista. Und weiß die Antwort schon: „Il solito“. Also das Übliche. Aber nicht nur beim Morgenkaffee sind Italiener Gewohnheitstiere, auch beim Urlaub: Als ich letzten Monat in Ligurien war ist mir aufgefallen, dass die Bagni, also die Strandbäder, größtenteils schon Wochen, wenn nicht sogar Monate im Voraus ausgebucht waren. Dieser Eindruck wurde mir bestätigt von einem Buch, das ich kürzlich gelesen habe, nämlich „Das Italien-Prinzip“ von Stefan Maiwald.

Der Autor erklärt darin, dass viele italienische Familien schon seit Generationen denselben Platz am Strand haben, den sie sich dann jede Saison wieder neu reservieren lassen. Man hat dieselben Platznachbarn, kennt sich, die Kinder wachsen gemeinsam auf, die Eltern spielen gemeinsam Karten – warum sollte man, wenn doch offensichtlich alles so funktioniert, es riskieren und woanders hinfahren, wo es den Kindern vielleicht nicht so gut gefällt, der Kaffee schlechter ist oder die Nachbarn nicht Karten spielen wollen? Ich muss sagen, ich liebe reisen ja wirklich sehr. Aber ein bisschen Routine finde sogar ich schön. Es hat etwas beruhigendes, wenn man sich nicht ständig Gedanken darüber machen muss, welches Restaurant das Beste ist, welcher Strand der Schönste ist und von wo aus man den tollsten Blick hat. Wenn man weiß, alles ist so wie immer, dann hat man plötzlich Zeit, abzuschalten und kann seinem Kopf die wohlverdiente Pause gönnen. Reisen will ich weiterhin. Aber eine Woche im Jahr, in der ich nichts planen muss, die nehme ich mir von jetzt an auch.

10. Tutto con moderazione

Auch, wenn in Italien die Aperitivo-Kultur ihren Ursprung hat und es zum Leben dort dazugehört, sich vor dem Essen erstmal einen Aperol Sprizz oder einen Wein zu gönnen, ist Italien doch sehr maßvoll. Man trinkt dort nicht – wie es bei uns teilweise der Fall ist – um sich zu betrinken, sondern um zu genießen. Den Geschmack, die Atmosphäre, das Ambiente, die Musik, die Leute um einen herum, die Häppchen dazu – all das spielt mindestens genauso eine wichtige Rolle wie der Alkohol selbst. Und auch beim anschließenden Abendessen gönnt man sich ein, zwei Gläser Wein und nicht gleich die ganze Flasche. Es gibt in Italien nicht mal ein Wort für „Kater“, so selten passiert es, dass man sich wirklich betrinkt. Alles in Maßen. Auch Süßigkeiten, Pizza oder Pasta: Die Portionen sind nie so groß, dass man sich danach nicht mehr bewegen kann, sondern eher so, dass noch ein bisschen Platz im Magen zurückbleibt. Auch das können wir ohne viel Aufwand in unser eigenes Leben integrieren. Und auch hier gilt: Wenn es nicht hilft – schaden wird es ganz sicher auch nicht.

Das waren ein paar der Dinge, die mir während meiner Reise auf Elba aufgefallen sind und von denen ich überzeugt bin, dass sie unser aller Leben schöner und glücklicher machen würden, ohne zwingend nach Italien auswandern zu müssen. Natürlich läuft in Italien nicht alles reibungslos, auf die Politik, die Mafia oder die generelle wirtschaftliche Lage brauchen wir hier auch nicht eingehen, das ist alles bekannt. Und gerade deswegen finde ich es umso faszinierender, wie glücklich dort alle wirken. Italiener schaffen es, ihr Leben trotzdem zu genießen. Es kommt mir vor, als ob sie sich nicht permanent auf das Negative in ihrem Umkreis konzentrieren, sondern auf all das Positive. Und das wünsche ich mir für jeden von uns. Für mehr Italien in unserem Alltag.

Etwas italienisches Lebensglück können wir uns auch easy nach Deutschland holen, mit ein bisschen Einsatz und Willenskraft. Und falls das nicht reichen sollte: Mit dem Auto ist man von Süddeutschland aus in weniger als 10 Stunden auf Elba 😉 . 

Willkommen bei  You do you, I do me

Ich bin Rebecca, und das hier ist meine persönliche Spielwiese, auf der ich meine Gedanken freien Lauf lassen kann. Wie der Name schon sagt, bin ich großer Fan davon, einfach das zu machen, was man möchte, egal, was andere dazu sagen. Dazu möche ich auch euch ermutigen 

Ihr findet hier ganz persönliche Reiseberichte, Tipps und Tricks, Geschichten und Erfahrungen aus meinen Zwanzigern, gespickt mit ein paar philosophischen Ausflügen. 

Viel Spaß beim Stöbern und inspirieren lassen!

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